Alt-Bundespräsident zu Gast beim FWS-Forum
„Demokratien sind nicht nur von außen gefährdet, sondern auch von innen“, ist die Kernbotschaft des Abends. Ohne engagierte Demokraten drohe die Freiheit in der Selbstverständlichkeit zu verblassen. In einer spannenden Rede mit anschließender Diskussionsrunde entführt der ehemalige Ministerpräsident und Bundespräsident Christian Wulff das Publikum des neunten „FWS-Forums“ auf eine bewegende und spannende Weltreise.
Das Jahr 2022 nehme er bisher nur als schlechtes Jahr wahr: Der Einfall Russlands in die Ukraine, das Attentat auf Japans Ex-Regierungschef, der Tod Gorbatschows und Elisabeth II. seien tiefe historische Zäsuren. Begonnen habe das Jahr mit einer Gedenkrede durch Präsident Biden anlässlich der Erstürmung des Kapitols – ein Ereignis ausgelöst durch Populismus und Hass. Deutschland hatte in der Vergangenheit bis dato ungekannte Jahrzehnte des Friedens erlebt: „Nichts davon kam von allein und nichts davon ist auf Dauer“, so Wulff. Der Teil der Gesellschaft, der hinter der Verfassung steht, müsse stets stärker sein als der, welcher gegen sie ist. Dabei lebe eine Demokratie von der pluralistischen Meinungsbildung, die an Schulen beginne. Er sei sehr erfreut, an einer „besonders engagierten Kulturschule“ zu sein, die genau dieses Motto lebt, und dankte Oberstudienrat Reiner Herich für die federführende Organisation.
Zwei Herausforderungen arbeitet Wulff explizit heraus: die Digitalisierung und die Globalisierung. Durch Buchdruck und Luthers Bibelübersetzung habe die katholische Kirche ihr Deutungsmonopol verloren; dasselbe drohe den Qualitätsmedien durch das Internet. Heute informierten sich zu viele Menschen über eine Flut ungeprüfter Beiträge, Bilder und Videos. Umfassende Medienkompetenz sei die einzige Lösung.
Die Globalisierung und daraus entstehende Zuwanderung schürten Ängste – unberechtigt: Der Blick in die Statistik zeige, dass wir so sicher leben wie nie zuvor, die höchste Lebenserwartung und den größten Wohlstand haben. Deutschland benötige dringend Einwanderung.