Unterricht in Politk&Wirtschaft einmal ganz anders: Wie ein vermeintlich langweilig und von der eigenen Lebensrealität weit entferntes Thema für die Schülerinnen und Schüler plötzlich spannend und anschaulich wird, das erlebte jetzt die Klasse 10c. „Afghanistan – ein Land in Krieg und Bürgerkrieg“ hieß das Thema. Politik-Lehrer Michael Dölle hatte dazu den Oberstabsfeldwebel und Kompaniefeldwebel der Bundeswehr, Thomas Hollstein, zu einem Vortrag mit anschließender Diskussion eingeladen.
Hollstein hat als Soldat der Bundeswehr insgesamt fünf Auslandseinsätze absolviert, zwei davon in Afghanistan. Er informierte die Jugendlichen über die politischen Gründe und Hintergründe und Zielsetzungen der Militärmission, aber auch über den Lebensalltag der Soldaten vor Ort, über ganz persönliche Erlebnisse, Eindrücke und Gefühle, ausdrücklich ganz subjektiv und nicht als offizieller Vertreter der Bundeswehr.
So berichtete er von bedrohlichen Gefühlen außerhalb des Lagers, von Patrouillenfahrten und der mitfahrenden Angst vor Bomben und Sprengfallen, Auswertung von Aufklärungsbildern von Drohnen sowie dem Flug mit amerikanischen Flugzeugen in schwer zugängliche Bergregionen. Am schwersten, so der Familienvater Hollstein, sei ihm immer die Trennung von der Familie gefallen. Emotional besonders schlimm seien für ihn wie für Kollegen persönliche oder andere Feiertage wie Weihnachten gewesen.
In einen persönlichen Konflikt habe ihn vor allem die streng vorgeschriebene Neutralität gebracht. Wenn ein unterernährtes Kind die Soldaten anbettele, dürfe man nichts geben, um nicht eine Ethnie oder Religion im Land zu bevorzugen. Aber er und seine Kameraden seien sich einig gewesen, dennoch zu helfen, notfalls auch gegen die Vorschrift.
Hollstein berichtete auch von einer Schule in Afghanistan: Sie bestand nur aus einem kleinen Zelt, aber die Kinder waren schon Stunden vor Unterrichtsbeginn da. Da waren die deutschen Schülerinnen und Schüler sehr beeindruckt.
Zum Abschluss gab Hollstein den jungen Menschen noch den persönlichen Rat, Frieden, Wohlstand und Freiheit in Deutschland nicht als selbstverständlich zu betrachten, sich persönliche Ziele zu setzten und die Lebenschancen hierzulande zu nutzen.